17.01.2012
Im Keller des Weingut Herzog von Württemberg fand das Pressegespräch 2012 mit Verkostung von Jungweinen 2011 ausgezeichneter Weingüter statt.
Der Weinwirtschaft in Württemberg will sich dem Verbraucher im Anbaugebiet selbst noch stärker präsentieren. Weinbauverbands-Präsident Hermann Hohl beim Jahrespressegespräch am 17. Januar 2012 in Ludwigsburg-Monrepos: „Das ist unser wichtigster Markt. Wenn sich bei uns die ganze Weinwelt tummelt, müssen wir hier Flagge zeigen.“ Deshalb ist laut Ulrich-M. Breutner, Geschäftsführer der aus allen Gruppierungen bestehenden Weininstitut Württemberg GmbH, an der der Verband selbst 50 Prozent Anteile hat, „spätestens 2013“ eine zentrale Weinpräsentation in Stuttgart geplant.
Inlandsmarketing Hohl kündigte außerdem an, dass die südlichen Anbaugebiete Baden, Franken und Württemberg vom Deutschen Weininstitut eine Umschichtung der Marketingmittel zugunsten des Inlands fordern werden. Intensive Gespräche werde man bereits in Kürze mit der Landesregierung und den Landräten zum Thema Weintourismus führen: „Hier wird noch zu wenig gebietsübergreifend gedacht.“ Aus Sicht der Weinwerbung meinte Breutner: „Der Weintourismus ist in Württemberg ein unterbelichtetes Thema.“ Das Weininstitut werde die drei Routen Württemberger Weinstraße, den wiederbelebten Radwanderweg und den inzwischen 25 Jahre alten Weinwanderweg bis 2013 zu Kernpunkten eines touristischen Vermarktungskonzeptes entwickeln. Der vierte Kurs für Weinerlebnisführer wird demnächst abgeschlossen. Dann stehen in allen Weinregionen insgesamt rund 100 Experten zur Verfügung. Neuer Schwung sei bei der Zertifizierung von Weinfesten, Besenwirtschaften und Häusern der Baden-Württemberger Weine angesagt. Außerhalb des Landes wird Württemberg mit Baden auch 2012 bei den „Classics“ in Duisburg, Dresden, München und Berlin vertreten sein.
Steillagen Präsident Hohl bekräftigte die Haltung des Verbandes zur Erhaltung des Anbaustopps bis 2025 und des Europäischen Weinbaubudgets. Das landschaftsprägende Kulturgut Wein sei nicht mit anderen landwirtschaftlichen Produkten zu vergleichen. Auch für den Erhalt der Steillagen kündigte Hohl demnächst Forderungen an: „Wenn man diese Landschaften erhalten will, geht das nicht mehr ohne staatliche Förderung. Den Aufwand für Steillagen allein über den Verkauf von Wein zu finanzieren „gelingt uns nicht mehr“. Hohl sprach von einem gesellschaftspolitischen Problem“ und stellte angesichts einer „angespannten“ wirtschaftlichen Lage der Betriebe fest: „Nur über die Erhöhung der Weinpreise können wir die Branche sichern.“
Jahrgang 2011 Trotz der Fröste habe es mit 93 Millionen Litern ein Plus von 13 Millionen Litern im Vergleich zu 2010 und einen unerwartet guten Herbst 2011 mit hervorragenden Qualitäten bei kräftigen Rotweinen und saftigen Weißweinen gegeben. Dazu hätten vor allem Stuttgart und das Remstal beigetragen, während das Taubertal unter Ausfällen zwischen 60 und 100 Prozent, das Heilbronner Land um 40 Prozent leide. Hohl begrüßte die schnelle Hilfe des Landes nach den Maifrösten. Baden-Württemberg stehe da einmalig da in der deutschen Weinbaulandschaft. Hohl: „Wir arbeiten eng und gut mit der Landesregierung zusammen.“
Ausbildung Angesichts des deutlichen Zulaufes bei dualen Studiengängen müsse die Ausbildung für die Weinbranche zeitgemäß strukturiert werden, betonte der Weinbauverbands-Präsident. Der Ausbildungsausschuss des Verbandes werde dazu Vorschläge machen.
Preiserhöhung Zu Besonnenheit und gründlicher Vorbereitung rief Hohl bei anstehenden Kooperationen und Fusionen im genossenschaftlichen und selbstvermarktenden Bereich auf. Kräfte müssten gebündelt werden, um auf dem globalisierten Markt „auch nur ein Fünkchen einer Chance“ zu haben. Entscheidend bei allen Konzentrationsprozessen sei, dass am Ende mehr Geld in den Taschen der Wengerter bleibe. Der Verband sei nicht für die betrieblichen Entscheidungen zuständig, könne aber die politischen Rahmenbedingungen schaffen – so mit dem Struktur- und Qualitätsprogramm des Landes, über das beispielsweise Machbarkeitsstudien gefördert werden könnten. Ein klares Bekenntnis legte Hohl zur Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) ab: „Sie wird in Zukunft für die gemeinsame Vermarktung noch wichtiger sein als bisher.“
Dienstleistung Auch der Weinbauverband selbst will sich neu strukturieren. Der seit 1. Januar amtierende Geschäftsführer Werner Bader: „Wir wollen den Verband zur Anlaufstelle für alle politisch und praxisrelevanten Fragen rund um den Weinbau weiterentwickeln.“ Verstärkt sollen den Mitgliedern vielfältige Dienstleistungen von Beratungen aller Art über Informationsveranstaltungen zu Fachthemen bis zu Rahmenverträgen für den praktischen Alltag angeboten werden. Bader: „Wir werden auch die spannenden Jungwinzerbewegungen und -aktionen begleiten und eventuell koordinieren. In ihnen steckt ein großes Potenzial.“
Jahres-Pressegespräch des Weinbauverbandes Württemberg im Weingut Herzog von Württemberg in Ludwigsburg-Monrepos mit (von rechts) Geschäftsführer Werner Bader, Präsident Hermann Hohl und Ulrich-M. Breutner (Geschäftsführer Weininstitut Württemberg GmbH).
Hoheiten: Weinkönigin Petra Hammer und Herzog Michael von Württemberg
7 Millionen Euro für frostgeschädigte Betriebe
Der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, hat sich am Mittwoch (4. Januar) bei einem Besuch von Weinbaubetrieben im Landkreis Heilbronn, die durch die Spätfröste Anfang Mai 2011 besonders geschädigt wurden, vor Ort von der schnellen Umsetzung der Frostbeihilfe des Landes überzeugt. „Alle Bewilligungsbescheide sind bereits im alten Jahr verschickt worden. Rund 350 der knapp 570 Betriebe haben die Beihilfe bereits erhalten oder werden sie in den nächs-ten Tagen bekommen“, so Bonde in Willsbach (Landkreis Heilbronn). Damit seien zwei Drittel der Frostbeihilfen ausbezahlt. Unerwartet viele Betriebe hätten letztlich einen Antrag auf Frostbeihilfe gestellt. „Dies zeigt, dass es richtig war, dass das Land Mittel in Höhe von sieben Millionen Euro für die Geschädigten bereit gestellt hat. Da-mit können wir sowohl den Nebenerwerbslandwirten als auch den teilweise existenz-gefährdeten Haupterwerbslandwirten schnell und unbürokratisch helfen“, betonte der Minister.