04.02.2013
„Das Jahr 2013 wird sehr spannend“, versprach Hermann Hohl, Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, zum Auftakt der neun Bezirksversammlungen am 4. Februar in Brackenheim-Hausen. Im vollbesetzten Saal der Jupiterweinkeller GmbH betonte Hohl: „Der Weinmarkt steht vor einem großen Wandel. Darauf muss sich auch der Weinbau in Württemberg einstellen.“ Der Strukturwandel sei im Land „voll im Gange“. Die Veränderungen müssten sich jetzt bewähren.
Hohl teilte mit, dass die Mehrheit für eine Beibehaltung des Anbaustopps im entscheidenden EU-Ministerrat bröckle: „Das Rennen für eine Fortsetzung der Pflanzrechtsregelung ist deshalb offen.“ Der Präsident warnte vor einer „Aufhebung des Anbaustopps durch die Hintertür“, wie sie der neue Vorschlag der EU-Kommission in Form eines „Autorisierungssystems“ mit prozentualen Pflanzrechtsquoten vorsieht.
Der Agrar-Ausschuss des EU-Parlaments fordere die Verlängerung des Anbaustopps bis 2030. Eine Abstimmung dazu soll es im März im Parlament geben. Dem folge eine Stellungnahme des EU-Ministerrats an die Kommission.
Hohl hält es nach wie vor für wichtig, „sich mit den Berufskollegen in den anderen europäischen Ländern abzustimmen. Denn nur bei einer gemeinsamen Position aller europäischen Erzeugerorganisationen und vor allem der Weinbau treibenden Mitgliedstaaten sowie des Parlaments ist unser Ziel erreichbar.“ Der Weinbauverband Württemberg fordere nach wie vor die Beibehaltung des Anbaustopps, lehne einen Systemwechsels zur „Pflanzautorisierung“ ab und appelliere „nachdrücklich“ an die Bundesregierung, sich weiterhin für die Umsetzung der mit wesentlichen Verbesserungen bei Transparenz, Mobilität und Anpassungsmöglichkeiten an Marktentwicklungen verbundenen Position von elf Mitgliedsstaaten einzusetzen.
Am 20. Februar 2013 hat der Weinbauverband Württemberg zusammen mit dem baden-württembergischen Minister für Verbraucher und Ländlichen Raum Alexander Bonde in Brüssel erneut Gespräche mit Kommissionsvertretern geführt. Im April wird eine Konferenz der 75 Weinbauregionen in der EU in Stuttgart stattfinden.
„Wir hoffen, dass es zu einer guten Lösung kommt, die dem kleinstrukturierten Weinbau in Württemberg eine Überlebenschance gibt“, gab der Bezirksvorsitzende Matthias Schilling dem Präsidenten mit auf den Weg. Er begrüßte die „konstruktiv“ orientierte Zusammenarbeit des Verbandes mit der Landesregierung: „Die Mehrheit hat Rot-Grün gewählt und das sind unsere Verbraucher.“
Aktuelle weinbaupolitische Fragen, Berichte der Bezirksvorsitzenden und Fachrefereate standen im Mittelpunkt der neun Bezirksversammlungen des Weinbauverbandes Württemberg.
In Eschenau blickte Bezirksvorsitzender Ernst Steiner auf einen guten Jahrgang zurück: "Der Kunde bekommt viel Genuss fürs Geld." Er appellierte, die Verkaufspreise "stabil und hoch" zu halten: "Unsere hervorragenden Weine haben es nicht verdient, verramscht zu werden." Mit Veranstaltungen wie die Jungwinzer-Party oder die Staatsehrenpreis-Verleihung in Berlin müsse die Württemberger Weinwirtschaft "positiv im Gespräch bleiben".
"Nur Wirtschaftlichkeit ermöglicht Nachhaltigkeit", betonte Edgar Müller vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Rheinland-Pfalz: "Wirtschaftliche Not führt in den Raubbau." Kämpferisch setzte er sich mit Gentechnik und Nachhaltigkeit auseinander: "Kein Widerspruch." Allerdings müsse auch der ökologische Weinbau, der sich um Nachhaltigkeit verdient mache, naturwissenschaftliche Regeln nicht allein durch die "ideologische Brille" betrachten." Im Blick auf den Kunden und dessen "Schnäppchenkauf"-Verhalten meinte Müller: "Wir Produktion stattfindet, darüber entscheidet in hohem Maße der Konsument, nicht der Produzent."
Bürgermeister Tilman Schmidt sprach in Obersulm-Eschenau zu den Mitgliedern.
Informationen zur Rede von Präsident Hermann Hohl
Termine Bezirksversammlungen 2013
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