17.02.2012
Für Württembergs Weinbauverbandspräsident Hermann Hohl liefen die neun Bezirksversammlungen mit Besucherzahlen und Interesse an Themen wie Anbaustopp, Steillagenweinbau und Strukturveränderungen „sehr gut“. Der Frostschock vom 4. Mai 2011 sitzt natürlich noch tief. Weinbauberater Lothar Neumann und Dr. Dietmar Rupp (LVWO) zeichneten die Situation der Weinberge in der eisigen Nacht nach. Rupp bildlich: „Keine Bettdecke und kalte Matratze.“
Aber auch Wengerter, die Norden des Anbaugebietes besonders betroffen waren, blicken nach vorne. „Der Herbst hat uns entschädigt“, sagte Ulrich Drautz, Vorsitzender des Bezirkes Unteres Neckartal bei der Versammlung in Flein. Für Ernst Steiner, Vorsitzender vom Bezirk Weinsberger Tal und Hohenloher Land, ist wichtig, die „gute Nachricht“ vom „Klassejahrgang“ nach draußen zu tragen.
Natürlich gibt es Sorgen: Der Weinkonsum in den großen Erzeugerländern geht „dramatisch“ (Hohl) zurück. Der wahre Feind der Wengerter sitze aber in Brüssel: Was gerade laufe, sei „der Anfang vom Ende einer spezifischen Weinrechtsgeschichte in Deutschland und Europa“.
Die Schaffung neuer Märkte durch Aktivitäten „insbesondere auch in der Heimat“ oder übergeordnetes Denken beim Weintourismus gehören für Hohl zu den aktuellen Hausaufgaben. Den Aktionskatalog des Weinbauverbandes ergänzte Geschäftsführer Werner Bader von der Dienstleistung für Mitglieder über Infoveranstaltungen, die Aufwertung der Landesweinprämierung bis zur Begleitung und Förderung der „spannenden“ Jungwinzerbewegungen.
Die „große Innovationslust“ (Bader) in Württemberg und im Weinbauverband macht Hohl „sehr optimistisch, dass wir unsere Ziele erreichen“: „Alles, was wir tun, muss das Einkommen unserer Weinbaubetriebe nachhaltig verbessern. Nur durch ein höheres Einkommen können wir unsere Jugend motivieren, Weinbau zu betreiben.“
Vorsitzender UIrich Drautz bei der Bezirksversammlung in Flein
Bezirksversammlung in Flein: Die Mitglieder sind interessiert
Bezirksversammlung in Flein: Links vorne Vorsitzender Ulrich Drautz mit (rechts) seinem Stellvertreter Dr. Gottfried Kazenwadel
Der Frostschock vom 4. Mai 2011 sitzt noch tief. Aber die Wengerter im Weinsberger Tal und in Hohenlohe, die besonders betroffen waren, blicken nach vorne. Bei der Bezirksversammlung in Obersulm-Eschenau zeigt Weinbauberater Lothar Neumann nochmals Geschichte und Konsequenzen der eisigen und Nacht auf, um zu der Erkenntnis zu kommen: Man kann wenig dagegen tun. Und: Das Jahr war bei allen individuellen und existenzgefährdenden Niederschlägen klimatisch nicht so schlimm. „Der Jahrgang 2011 muss als Top-Jahrgang gesehen werden“, sagt Neumann.
„Ihn als Frostjahrgang abzutun, wäre zu kurz gegriffen“, sagt auch Bezirksvorsitzender Ernst Steiner. Ihm ist wichtig, die „gute Nachricht“ vom Klassejahrgang mit Weinen, die uns noch viel Freude machen werden, nach draußen zu tragen“.
Draußen ist da, wo der Kunde ist, der den Wein kaufen und dafür mehr bezahlen soll. Steiner: „Es muss uns gelingen, einen besseren Erlös zu erzielen, wenn wir uns den wohl verdienten Lohn sichern wollen.“ Nur „wenn wir auf das Pferd Qualität setzen“, sei der Kunde bereit, einen guten Preis zu bezahlen, mahnte der Bezirksvorsitzende in einer Mut machenden Rede.
Natürlich gibt es auch Sorgen: Die notwendige Weißwein steht nicht mehr zur Verfügung. Über den Bereichsnamen Hohenlohe diskutiert man noch mit dem Fürstenhaus. Das Konsumklima lässt den Absatz deutscher Weine sinken. Der Weinkonsum in den großen Erzeugerländern geht „dramatisch“ (so Weinbauverbands-Präsident Hermann Hohl) zurück. Der wahre Feind der Wengerter sitzt aber in Brüssel, wie Hohl deutlich macht: „Schritt für Schritt wird ein spezielles Weinrecht abgeschafft, werden Regelungen von KartoffeIn, Milch, Zucker und Wein harmonisiert.“
Die Gesetzgeber in Brüssel und Berlin müsse begreifen, dass Wein „einen anderen Regelungsbedarf hat als Kraut und Rüben“. Was gerade läuft, ist für Hohl „der Anfang vom Ende einer spezifischen Weinrechtsgeschichte in Deutschland und in Europa“. Beispiel Wegfall des Anbaustopps: Er gefährde letztlich die Landschaft und den damit verbundenen Wein-Tourismus, produziere europäische Weinüberschüsse, die teuer „entsorgt“ werden müssten, drücke über Massenproduktion Preise und Einkommen der Qualitätswinzer.
Hohl listete als wesentliche Hausaufgaben auf: Mehr Informationen über das Verhalten der Konsumenten, Schaffung neuer Märkte durch verschiedene Aktivitäten „insbesondere auch in der Heimat“, übergeordnetes Denken beim Weintourismus: „Jeder kocht hier noch seine eigene Suppe.“ Ende Februar findet hierzu ein Treffen mit Landräten baden-württembergischer Weinbau-Kreise statt, bei dem auch das Thema Bauen im Außenbereich eine Rolle spielt. Hohl: „Ziel muss es sein, mehr Württemberger Wein zu verkaufen. Und alles, was wir tun, muss dazu beitragen, dass sich das Einkommen unserer Weinbaubetriebe nachhaltig verbessert. Denn nur durch ein höheres Einkommen können wir unsere Jugend motivieren, Weinbau in Württemberg zu betreiben.“
Der Aktionskatalog des Weinbauverbandes, den der neue Geschäftsführer Werner Bader vorstellte, geht von der Dienstleistung für Mitglieder über Infoveranstaltungen, Weintourismus, Aufwertung der Landesweinprämierung, Begleitung und Förderung der „spannenden“ Jungwinzerbewegungen, Aktivitäten zur Förderung des Heimatmarktes. Dazu gehört die Weiterführung der bisherigen Landesveranstaltung „Artvinum“ im Neuen Schloss in Stuttgart. Erste Gespräche sind laut Bader vielversprechend. Da in Württemberg und im Weinbauverband „eine große Innovationslust“ (Bader) herrsche, ist Hohl „sehr optimistisch, dass wir diese Ziele erreichen“. schw.
Präsentation Präsident Hermann Hohl