22.01.2013
Der Weinbauverband Württemberg hält am Anbaustopp fest. Präsident Hermann Hohl erklärte bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz am 22. Januar 2013 in Esslingen-Mettingen: „Wir haben die Vorschläge der High Level Group zur Pflanzrechteregelung und der EU-Kommission geprüft. Wir anerkennen, dass Bewegung in die Diskussion gekommen ist. Positiv ist zunächst, dass die totale Liberalisierung vom Tisch ist und Einigkeit in der Notwendigkeit einer Regelung der Rebenpflanzung besteht. Wir lehnen aber den von der EU-Kommission gewollten Systemwechsel vom Pflanzrecht in Richtung Pflanzautorisierung aufgrund der auftretenden rechtlichen, wirtschaftlichen und finanziellen Risiken mit aller Entschiedenheit ab.
Der Kommissions-Vorschlag dazu ist noch sehr vage. Die Verfahren und die Verwaltung sind ungeklärt. Die Folgen für die Betriebe sind derzeit nicht absehbar. Und es gibt zu viele Hintertürchen.
Wir lehnen auch die Überlegungen der EU-Kommission hinsichtlich der automatischen Anerkennung von Pflanzungen ab, wenn eine vorgesehene Neuanpflanzungsquote nicht erreicht wird. Dies wäre eine Liberalisierung durch die Hintertür, wenn die jährliche Wachstumsquote vergleichsweise hoch angesetzt wird.
Wir erteilen dieser Form der Aufhebung des Anbaustopps eine klare Absage und fordern dessen Verlängerung mindestens bis 2025. Angesichts der vorliegenden Vorschläge sehen wir derzeit keine praktikable Alternative zur Beibehaltung des Anbaustopps. Wir können uns allenfalls eine temporäre Pflanzrechtserteilung für junge Betriebsleiter, die zukunftsorientiert planen, vorstellen.
Es ist nicht hinnehmbar, dass Hunderttausende von Winzer den Kopf dafür hinhalten müssen, dass Kommissar Cioloş beim Eingeständnis seines Irrtums durch den überflüssigen Systemwechsel sein Gesicht wahren will.
Eine Pflanzrechtsregelung bleibt für uns im Interesse der Landschaft und im Interesse der Existenzsicherung unserer Betriebe insbesondere in den Steillagenbereichen unabdingbar, egal ob auf EU- oder auf nationaler Ebene.
Wir unterstützen die Haltung von elf Mitgliedsstaaten, die bisherige Regelung mit Verbesserungen bei Transparenz, Mobilität und Anpassungsmöglichkeiten an die Marktentwicklungen beizubehalten. Wir werden dazu in dieser Woche wieder aktiv.“
Württembergs Weinbauverbands-Präsident Hermann Hohl will von Kommunen mehr Flexibilität bei Investitionen im Weinberg
Der Weinbauverband Württemberg erwartet von Kommunen mehr Flexibilität bei Baugenehmigungen im Außenbereich. „Die Betriebe planen solche Investitionen nicht aus Freude daran, die Genehmigungsbehörden zu provozieren, sondern im Interesse der Bevölkerung“, betonte Präsident Hermann Hohl bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz am 22. Januar 2013 in Esslingen.
Von rechts Hans Kusterer vom gleichnamigen Weingut in Esslingen-Mettingen, Thomas Ziegler vom gleichnamigen Stuttgart-Uhlbacher Weingut, Württembergs Weinbauverbandspräsident Hermann Hohl, WVW-Geschäftsführer Werner Bader und Ulrich-M. Breutner, Geschäftsführer des Weininstitutes Württemberg. Kusterer und Ziegler berichteten von ihren unterschiedlichen Erfahrungen bei Investitionsplanungen im Außenbereich.
Die traditionelle Platzierung von Weinbaubetrieben inmitten von Orten sei aufgrund von Immissions- und sonstigen Belästigungen der Nachbarschaft nicht mehr zeitgemäß und provoziere zunehmend Beschwerden. „Wer das Thema Wein und Tourismus ernst nimmt, muss deshalb auch offensiv handeln, wenn Betriebe den unternehmerisch mutigen Schritt zur Aussiedlung wagen, die Kommunen im Innenbereich entlasten und zur Attraktivität einer Gemeinde einen Beitrag zu leisten, meinte Hohl.
Als positives Beispiel nannte der Weinbauverbandspräsident das Verhalten der Stadt Esslingen beim Neubau der „Gravitationskelter“ des Weingutes Kusterer. Anders verhalte sich die Landeshauptstadt Stuttgart, die den Aussiedlungswunsch eines Betriebes seit mehreren Jahren verhindere und damit dessen Existenz gefährde.
Es werde bei einem solchen Verhalten auch immer schwerer, die Weinbaujugend zum Engagement in dieser Branche zu motivieren. Das könne nicht das Interesse der Allgemeinheit sein. Hohl: „Das Baurecht bietet Spielräume. Die einen nutzen sie, die anderen nicht. Wo ein Wille ist, gibt es Wege.“
Ende Februar wird der Weinbauverband nach 2012 zum zweiten informellen Treffen mit Landräten zusammentreffen und auch zu diesem Thema „Tacheles“ (Hohl) reden.
Das in den Weinbergen neu erbaute Weingut Kusterer in Esslingen-Mettingen
WVW-Geschäftsführer Bader:
„Mitgliederbindung stärken, Service verbessern“
Der Weinbauverband Württemberg will für seine Mitglieder noch wertvoller werden. Geschäftsführer Werner Bader kündigte bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz am 22. Januar 2013 in Esslingen eine Stärkung der Mitgliederbindung durch Ausweitung der Serviceangebote von der Fachberatung bis zu einer speziellen Reihe von Informationsveranstaltungen an. Außerdem wird es „runde Tische“ zu Themen wie Ausbildung und gemeinsamer Weintourismus in Württemberg geben.
Die Mitgliederversammlung findet nach den neun Bezirksversammlungen im Februar am 18. April in Besigheim statt.
Die Landesweinprämierung soll weiter aufgewertet und der Weingipfel am 9. und 10. November in Heilbronn für mehr Teilnehmer attraktiv gemacht werden. Man habe dazu eine Untersuchung der Universität Hohenheim ausgewertet.
Eine Neuauflage der ARTVINUM-Präsentation in Stuttgart wird es am 27. April und der Jungwinzerparty im November in Heilbronn und danach möglicherweise an anderen Standorten geben. Auf der Messe ProWein in Düsseldorf präsentiert das Weinland Württemberg am 24. März die Jungwinzerinitiative wein.im.puls. Im Februar findet der Berufswettbewerb der Jungwinzer in Weinsberg statt.
In Bad Mergentheim wird am 8. November 2013 die 50. Württemberger Weinkönigin gewählt. 2014 ist Neckarsulm, 2015 Vaihingen/Enz Wahlort.