25.06.2014
Die Grantschen Weine eG und die Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg eG treten nach dreivierteljähriger „Verlobungszeit“ rückwirkend zum 1. Januar 2014 in die gemeinsame Ehe ein. Das haben mit deutlichen Mehrheiten die Mitgliederversammlungen am 24. (Grantschen in offener Abstimmung 100 %) und 25. Juni 2014 (Heilbronn in geheimer Abstimmung 82,3 %) beschlossen. 75 Prozent waren notwendig. Die beiden Vorstandsgremien hatten den Verschmelzungsvertrag am 27. März unterzeichnet.
Spareffekte „Die Kooperation lief gut“, erklären Michael Susset, bisher Vorstandsvorsitzender von Grantschen, und Justin Kircher, Vorstandsvorsitzender in Heilbronn, die Abkürzung der im September 2013 begonnenen „Probezeit“. Ursprünglich war die Fusion für 2015 vorgesehen. Die Kostenstrukturen versprechen weitere Einsparpotentiale durch Synergieeffekte. Das überzeugte die Teilnehmer einer Informationsveranstaltung in Grantschen ebenso wie die Perspektiven, die ihnen mit dem Weg nach Heilbronn geboten wurden.
Grantschen bleibt Wichtig war besonders, dass Traubenanlieferung, Weinausbau, Barverkaufsstelle und damit Grantschen als Standort auch für Veranstaltungen erhalten bleiben. Das Erscheinungsbild wird optisch aufgewertet. Neue Etiketten gibt es schon. Die überregional anerkannten Grantschener Weine werden als eigene Marke der Genossenschaftskellerei deren Sortiment weiter aufwerten. „Grantschen hat einen guten Klang auf dem Markt“, weiß Karl Seiter, Geschäftsführer in Heilbronn. Ab Herbst 2014 erhalten die Grantschener Mitglieder das gleiche Traubengeld wie die Heilbronner.
Personalien In Grantschen wird die zur Vermarktung als Flaschenwein bestimmte Menge unter Führung des bisherigen Kellermeisters Ulrich Schwager weiter ausgebaut. An die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft in Möglingen wird die vereinbarte Lieferquote abgeliefert. Voraussetzung dafür war der Eintritt der Grantschen Weine eG in die WZG. Sie war bisher nicht Mitglied. Die WZG übernahm den Vertrieb an den Lebensmittelhandel ab Januar 2014. Die Genossenschaftskellerei Heilbronn wickelt Vertrieb und Logistik für den Getränke-Fachhandel, die Gastronomie und Endverbrauer ab.
Der Heilbronner Verkaufsleiter Willi Keicher übernimmt diese Aufgaben auch in Grantschen. Er ist dort einen Tag pro Woche. Zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte sind weiter in Keller, Verkauf und Logistik beschäftigt. Einige frühere Grantschener Mitarbeiter haben Aufgaben in Heilbronn gefunden.
Im Vorstand der Genossenschaftskellerei wird Grantschen nach der Fusion nicht direkt vertreten sein. In den Aufsichtsrat ziehen der bisherige Grantschener Vorsitzende Roland Wirth und Eberhard Dorsch ein. Im Beirat der Genossenschaft sollen aus der Nachwuchsgeneration Kathrin Susset und Fabian Kleinert mitwirken.
Investitionen „Der Wein-Schatzkeller Württembergs“, wie die Genossenschaftskellerei Heilbronn inzwischen firmiert, investiert bis Sommer 2015 rund sechs Millionen Euro in die Erweiterung des Flaschenlagers, eine Kalthalle und neue attraktive Verkaufsräume am Hauptstandort zwischen Heilbronn und Erlenbach.
Stoßen auf die Fusion an: Von links Michael Susset, bisheriger Vorstandsvorsitzender der Grantschen Weine eG, und Justin Kircher, Vorstandsvorsitzender der Genosssenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg
Gut 6 Millionen Euo investiert die Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg in Neubauten am Hauptstandort.
Zahlen
1410 Hektar Nach den zwischen 2007 und 2014 Fusionen mit Neckarsulm-Gundelsheim, Flein-Talheim, Lehrensteinsfeld, Unterheinriet, Grantschen und der Aufnahme von Mitgliedern der aufgelösten WG Unteres Jagsttal zählt die Genossenschaftskellerei Heilbronn jetzt 1420 Mitglieder. Auf 1410 Hektar wachsen Trauben. Die Grantschener Genossen haben 153 Mitglieder und 125 Hektar eingebracht.
Kapazität Mit Grantschen verfügt Heilbronn über 27,2 Millionen Liter Tankkapazität, 3,5 Millionen Liter Flaschenkapazität und eine Vermarktungsmenge von 10,5 Millionen Liter. Derzeit entstehen in Heilbronn weitere Lagerkapazitäten für 1,2 Millionen Flaschen.
Sorten 65 % der Weine sind Rot, 35 % Weiß: 18 % Trollinger, 11 % Lemberger 15 % Schwarzriesling 7 % Spätburgunder 5 % Samtrot; 29 % Riesling 2 % Kerner 1 % Müller-Thurgau 1 % Ruländer. Damit ist die Genossenschaftskellerei Heilbronn die Riesling-Hochburg im Anbaugebiet Württemberg, wo der Riesling-Anteil 18 % beträgt.
Chronik
Die Grantschen Weine eG wurde am 16. Mai 1947 von 50 Wengerter gegründet. 1979 verbündete man sich mit den Genossen in Ellhofen. 44 Wengerter aus dem Nachbardorf Wimmental wurden 1995 aufgenommen.
Ausgetretene Pfade der Weinbereitung wurden in Grantschen seit 1970 unter Führung des umtriebigen Kellermeisters Fritz Herold immer wieder verlassen:
1986 extra trockene „Schwarze Serie"
1990 wurde mit dem SM (Seine Majestät) die heilige Kuh der Sortenreinheit geschlachtet und laut Weinkritiker ein „neues Kapitel der Geschichte Württemberger Weine" geschrieben
1991 Cuvée Grandor aus dem kleinen Eichenfass
2007 Namensänderung in Grantschen Weine eG.
2009 hatte Küfermeister Fritz Herold den Keller an Ulrich Schwager übergeben.
2012 geht Geschäftsführer Bruno Bolsinger Ende Februar nach 37 Jahren in Ruhestand.
2013 Kooperationsvertrag ab 1. September mit der Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg.
2014 Fusion mit Heilbronn
Die Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg mit Betriebsstellen
zwischen Heilbronn und Erlenbach sowie in Flein, Neckarsulm und künftig Grantschen ist mit einer Rebfläche von 1410 Hektar und 1420 Mitgliedern in den letzten Jahren zur größten Einzelgenossenschaft Deutschlands nach den Gebietsgenossenschaften gewachsen. Sie entstand 1972 aus den Genossenschaften Heilbronn (1888 gegründet), Erlenbach (1948) und Weinsberg (1868) mit 775 Hektar. Die zugewachsenen Genossenschaften:
2007 Neckarsulm-Gundelsheim (1855 in Neckarsulm gegründet und 1956 um Gundelsheim erweitert; 35 ha). Mit der Fusion mit Neckarsulm wurde die Genossenschaftskellerei zur ältesten deutschen Genossenschaft.
2011 Flein-Talheim (1923 in Flein gegründet und 1972 mit Talheim fusioniert; 300 ha)
2012 Lehrensteinsfeld (1904; 120 ha) und Mitglieder der aufgelösten WG Unteres Jagsttal
2013 Unterheinriet (1946; 60 ha) und Kooperationsvertrag mit Grantschen Weine eG
2014 Grantschen (1947; 125 ha)